HMS-Brücke

Ersatzneubau der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke

Die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke verbindet die Stadtteile Mettingen und Weil/Brühl. 1964 erbaut, weist die Spannbetonbrücke zahlreiche Schäden auf. Ein Ersatzneubau stellt die technisch und wirtschaftlich sinnvollste Lösung dar, um die Verbindung über den Neckar, die täglich von etwa 16.500 Fahrzeugen genutzt wird, für die kommenden 80 Jahre zu sichern.

Anlass

Brückenschäden
Schäden an der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke

Die Spannbetonbrücke (Spannbetonhohlkastenkonstruktion als Durchlaufträger über vier Felder) weist zahlreiche Schäden auf, die die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit stark beeinträchtigen. Darüber hinaus besteht die Gefahr der Spannungsrisskorrosion. Eine statische Nachrechnung auf der Grundlage der aktuellen Richtlinien und eine anschließende Wirtschaftlichkeitsberechnung kam zu dem Ergebnis, dass ein Brückenneubau die technisch und wirtschaftlich sinnvollste Variante darstellt.

Um die Verkehrssicherheit der Brücke bis zum Neubau aufrecht zu erhalten, erfolgten 2017/18 Notinstandsetzungsmaßnahmen. Dabei wurden die Übergangskonstruktionen ausgetauscht, die Deckschicht erneuert sowie stellenweise Betoninstandsetzungen und kleinere Reparaturen vorgenommen.

Bauablauf

Zeitstrahl der wichtigsten Arbeitsschritte für den Ersatzneubau der HMS-Brücke
Zeitstrahl der wichtigsten Arbeitsschritte für den Ersatzneubau der HMS-Brücke.

Ab Januar wird die Brücke zunächst in den Rohbauzustand zurückversetzt: Leitungen, Geländer, Beläge und Abdichtungen werden entfernt. Anschließend, voraussichtlich ab März, werden bereits die neuen Stahlträger auf der alten Brücke vormontiert und ein Trag- und Gerüstsystem errichtet, das einen kontrollierten Rück- und Neubau ermöglicht. Nach der Inbetriebnahme der neuen Fernwärmeleitung unter dem Neckar durch die EnBW folgt dann der eigentliche Abriss der Brücke von Mai bis August 2021. Den Anfang macht der Brückenabschnitt über der Palmenwaldstraße, dann folgt im Juli die Neckarquerung, für deren Abbruch der Schiffsverkehr eingestellt werden muss. Das Vorgehen ist spektakulär: Das Brückenmittelstück wird in mehrere, jeweils etwa 100 t schwere Teilstücke zersägt, auf Pontons abgelassen und per Schiff abtransportiert. Letztlich folgen die Brückenrandbereiche, die wiederum konventionell abgebrochen werden.

Zeitgleich wird auch neben der Brücke gebaut. Voraussichtlich ab Juni 2021 bis Jahresende wird die Palmenwaldstraße grundlegend saniert, umgestaltet und aufgewertet. Dank der Unterstützung des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ wird die gesamte Straßenfläche zwischen Wannenrain und der Einfahrt zum Daimlergelände im Vollausbau erneuert. Parkplätze werden mit versickerungsfähigem Pflasterbelag angelegt und durch Baumbeete begrünt. Der Straßenbereich wird, ebenso wie die Unterführung unter der B 10, künftig mittels LED-Technik ausgeleuchtet.

Auf der Brücke wird im August 2021 mit dem Neubau begonnen. Um die bestehenden Pfeiler weiternutzen zu können, müssen zunächst die Pfeilerköpfe und Widerlager erneuert werden. Parallel dazu wird die Stahlkonstruktion im Brückenmittelfeld auf die richtige Höhe abgesenkt und auf der Brühler Seite ein Schiffsabweiser gebaut, um den Brückenpfeiler in der Wasserstraße vor Kollisionen zu schützen. Bereits im Oktober, während der Montage des Stahlbaus in den Randbereichen, beginnt dann die Wiederherstellung des Brückenabschnitts über der Palmenwaldstraße.

Nach dessen Fertigstellung, voraussichtlich im März 2022, folgt der Abschnitt über dem Neckar. Hier werden die Betonfertigteile der Fahrbahn Stück für Stück auf die Stahlkonstruktion über dem Neckar gelegt und mit Ortbeton verbunden. Sodann werden die Gehwegkappen, die darunterliegende Gitterrostebene und der Korrosionsschutz hergestellt, während auf beiden Seiten der Brücke neue Treppenanlagen entstehen. Nachdem die Fahrbahn abgedichtet ist, soll noch vor Jahresende 2022 der Asphaltbelag auf der Brücke eingebaut und der Neubau fertiggestellt werden.

Bis zur Wiedereröffnung müssen jedoch noch zahlreiche Arbeiten durchgeführt werden: Versorgungsleitungen müssen eingebaut, Geländer montiert, Beleuchtung und Ampeln installiert und der Straßenbau im Umfeld der Brücke fertiggestellt werden. Nach dem Rückbau der Baustelle wird die neue Brücke dann im Juni 2023 wieder für den Verkehr freigegeben.

Baukosten

Oberbürgermeister Dr. Zieger und Landesverkehrsminister Hermann bei der Übergabe des Förderbescheids.
Oberbürgermeister Dr. Zieger und Landesverkehrsminister Hermann bei der Übergabe des Förderbescheids.

Die Gesamtkosten für den Ersatzneubau belaufen sich auf etwa 27,2 Mio. Euro, einschließlich Planungs- und Nebenkosten sowie einer Haushaltreserve in Höhe von ca. 2,5 Mio. Euro. Eine Förderung von 6,63 Mio. Euro aus dem kommunalen Brückensanierungsfonds wurde bereits zugesagt. Angesichts der deutlich gestiegenen Kosten für den Ersatzneubau hofft die Stadt Esslingen jedoch auf weitere Fördermittel des Landes Baden-Württemberg.

Neue Fernwärmeleitung

Düker der EnBW
Der Düker der EnBW.

Der geplante Abriss der Hanns­-Martin-Schleyer-Brücke betrifft auch das Fernwärme-Versorgungssystem Mittlerer Neckar der EnBW. Bislang verläuft die Fernwärmehauptleitung zwischen den Kraftwerken Altbach und Gaisburg in einem Hohlkasten unter der Brücke. Da die Außerbetriebnahme dieser Leitung Voraussetzung für den Abbruch ist, baut die EnBW seit Oktober 2019 an einer neue Fernwärmetrasse, die per 184 m langem Düker 7,5 m unterhalb des Neckarflussbetts verlaufen wird. Ende April 2021 soll die neue Fernwärmeleitung in Betrieb gehen.

Herausforderungen

Schiff unter HMS-Brücke
Unter anderem muss während des Ersatzneubaus der Schiffsverkehr aufrecht erhalten werden.

Die größten Herausforderungen sind:

  • die Verlegung sämtlicher Versorgungsleitungen,
  • der Rückbau unter Aufrechterhaltung des Schiffsverkehrs,
  • die beengten Platzverhältnisse,
  • umfangreiche Verkehrsumleitungen
  • und die kurze Bauzeit.

Verkehrsführung

Umleitungsplan für Kfz
Fahrzeuge können entweder über die Vogelsangbrücke oder die Hafenbahnbrücke ausweichen.

Während der Bauzeit wird der Verkehr in beiden Richtungen sowohl südlich über die neu sanierte Vogelsangbrücke als auch nördlich über die Hafenbahnbrücke in Obertürkheim umgeleitet. Auf der westlichen Neckarseite verläuft der normale Umleitungsverkehr über die B 10. Lediglich Fahrzeuge, die die B 10 nicht befahren dürfen, werden durch die Pliensauvorstadt geführt. Die Erreichbarkeit von Brühl, der Gewerbebetriebe an der Palmenwaldstraße, des Neckarcenters und des SWE-Parkhauses bleibt durchgehend gewährleistet.
 
Für den Neubau des Widerlagers der Brücke über die Palmenwaldstraße muss die Zufahrtsrampe auf die B 10 in Richtung Stuttgart und, aus Richtung Plochingen kommend, die Abfahrt von der B 10 voraussichtlich dreimal für jeweils etwa drei Wochen gesperrt werden. Die erste Sperrung erfolgt voraussichtlich im Juli/August 2021. Weitere Sperrungen sind für Oktober/November 2022 und Mai/Juni 2023 geplant.

Rad- und Fußverkehr

Umleitung für den Fuß- und Radverkehr
Der Rad- und Fußverkehr kann über den vorhandenen Steg von Brühl nach Mettingen und umgekehrt gelangen.

Der Rad- und Fußverkehr kann in Weil die B 10 durch die Unterführung beim Neckarcenter queren und anschließend über den vorhandenen Steg wenige Meter flussabwärts von Brühl nach Mettingen und umgekehrt gelangen. Alternativ können Fußgänger noch bis Anfang August 2021 zusätzlich den Fußweg auf der Brücke über die B 10 zwischen Weil und Brühl nutzen.

Der Neckartalradweg bleibt die meiste Zeit über geöffnet. Ein Schutztunnel wird einen sicheren Weg unter der Brücke hindurch ermöglichen. Lediglich bei seltenen direkt im Bereich des Neckartalradwegs stattfindenden Brückenarbeiten muss der Tunnel kurzzeitig gesperrt werden. Hierüber informieren wir Sie rechtzeitig vorab. Die Umleitung für den Rad- und Fußverkehr erfolgt dann über die Siemensstraße und die Obere Wiesen.

ÖPNV

Streckenverlauf der Linie 102
Während der Sperrung dreht die Linie 102 im Uhrzeigersinn einen Kreis durch Weil.

Die Linie 102 endet während der Arbeiten in Weil. Ab dem 11. Januar 2021 werden die Haltestellen „Palmenwaldstraße“, „Burgunderstraße“ und „Bahnhof Mettingen“ bis zur Fertigstellung der Brücke nicht angefahren. Stattdessen wird die Linie aus Richtung ZOB im Uhrzeigersinn einen Kreis durch Weil über die Haltestellen „Königsallee“, „Gestütsweg“, „Wannenrain“ und einer Ersatzhaltestelle „Palmenwaldstraße“ bis zur Endhaltestelle „Weil“ fahren. Nach einer Wartezeit von ca. 20 Minuten fährt der Bus dann über die Haltestelle „Württembergstraße“ zurück in Richtung Pliensauvorstadt. Für Fahrgäste in Richtung Esslingen wird daher ein Zustieg an der Haltestelle Weil empfohlen.

Fahrgäste aus Brühl können noch bis voraussichtlich Mai 2021  den Fußweg auf der Brücke über die B 10 zu den Haltestellen „Württembergstraße“ und „Königsallee“ nutzen. Der Weg durch die Unterführung zur Endhaltestelle „Weil“ bzw. von der Ersatzhaltestelle „Palmenwaldstraße“ im Kreuzungsbereich Weilstraße/Wannenrain bleibt durchgängig geöffnet.

Die neue Brücke

Visualisierung des Ersatzneubaus
Visualisierung der neuen Brücke. Quelle: Leonhardt, Andrä und Partner

Das Erscheinungsbild der neuen Stahlverbundbrücke bleibt im Wesentlichen unverändert. Weil die bestehenden Pfeiler im Neckar aus wirtschaftlichen Gründen weitergenutzt werden, wird auch der Überbau künftig als Balkenbrücke ausgebildet. Die unter der Brücke verlaufenden Gas-, Wasser- und Stromleitungen werden durch einen halbtransparenten Gitterrost verdeckt. Betonfertigteile im Fahrbahnbereich verkürzen die Bauzeit und verringern die Baukosten. Die Verwendung heller Farbtöne unterstützt das schlichte, harmonisch schlanke Erscheinungsbild der Brücke.

Künftige Fahrbahnaufteilung

Künftige Fahrbahnaufteilung
Künftig wird es zwei Fahrspuren und einen kombinierten Rad- und Fußweg geben.

Die Spurbreiten der neuen Brücke werden, den heutigen Richtlinien entsprechend, von 3 auf 3,75 m ausgeweitet und bieten so erhöhte Verkehrssicherheit. Der maßgebende Bebauungsplan lässt jedoch keine Verbreiterung des Bauwerkes zu, sodass auf der Brücke künftig auf eine Spur verzichtet wird. Am Knoten über der B 10 bleibt die Anzahl der Fahrstreifen jedoch erhalten. Die Leistungsfähigkeit des Abschnittes hängt im Wesentlichen von den Knotenpunkten ab, sodass die Verkehrsplaner trotz der reduzierten Fahrbahn von einer verbesserten Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems ausgehen.

Künftig verläuft ein 3 m breiter Geh- und Radweg auf der westlichen Brückenseite. Die Fußgängertreppe zur Palmenwaldstraße wird entsprechend auf die westliche Straßenseite verlegt. Damit wird ein Fußgängerüberweg auf der Brücke, der den Verkehrsfluss beeinträchtigt und immer auch eine Gefahrenstelle darstellt, nicht mehr benötigt.

Öffentliche Baustellentermine

Während des Neubaus werden öffentliche Baustellentermine angeboten, um einen direkten Austausch zu ermöglichen. Wann, wo und wie diese Termine angeboten werden können, hängt derzeit von der weiteren Entwicklung der Coronapandemie ab. Sobald öffentliche Baustellentermine zum Ersatzneubau der HMS-Brücke angeboten werden, informieren wir hier darüber.